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Psychologische Implikationen internalisierter neoliberaler Ideologien im Kontext aktueller sozial-ökologischer Krisen

Christine Unterrainer, Thomas Höge, Severin Hornung

Dieser Gruppenvortrag besteht aus drei inhaltlich aufeinander aufbauenden Kurzbeiträgen aus der Angewandten Psychologie. Thematischer Schwerpunkt ist die theoretische Konzeption und methodische Operationalisierung der psychischen Internalisierung von neoliberal-ökonomistischen Ideologien sowie die empirische Untersuchung von deren Implikationen im Kontext aktueller krisenhafter sozial-ökologischer gesellschaftlicher Entwicklungen. In drei Kurzvorträgen wird eine reichhaltige Datenbasis und Befundlage präsentiert und zur Diskussion gestellt. Der erste Beitrag präsentiert theoretische Grundlagen und methodische Herangehensweise der Entwicklung und Validierung des Fragebogens zur Erfassung neoliberaler ideologischer Überzeugungen. Berichtet werden Ergebnisse zur strukturellen Validität der Subdimensionen Individualismus, Instrumentalität und Kompetitivität, basierend auf konfirmatorischen Faktorenanalysen in mehreren Stichproben, sowie die konvergente Validierung anhand einer Bandbreite von Konstrukten. In einer definierten Teilstichprobe untersucht der zweite Beitrag detaillierte Zusammenhänge des Fragebogens zur Erfassung neoliberaler ideologischer Überzeugungen mit politischen Einstellungen (links-rechts Selbstverortung) und Parteipräferenzen in Deutschland und Österreich, inklusive der moralischen Grundlagen dieser Positionierung. Der dritte Kurzbeitrag berichtet drei exemplarische Studien mit Bezug zu sozialen und ökologischen Krisenthematiken. Zwei quantitative Untersuchungen befassen sich mit der Rolle internalisierter neoliberaler Ideologien im Hinblick auf umweltschützendes Verhalten und politisches Engagement für Flüchtende und Asylsuchende. Eine qualitative Interviewstudie problematisiert die psychischen Funktionen und Folgen der Internalisierung neoliberaler Ideologien bei Personen in prekären Lebenssituationen und Langzeitarbeitslosigkeit. Dies bezieht sich unter anderem auf die Erfüllung epistemischer und existentieller Motive, die Reduktion von kognitiver Dissonanz, die Rechtfertigung von Ungleichheit und fremdenfeindliche Einstellungen. Im Anschluss wird zur Diskussion zukünftiger inhaltlicher und methodischer Forschungsbedarfe, programmatischer Erweiterungen und Kooperationsmöglichkeiten eingeladen.